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Römische Tage, by Simon Strauß
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Pressestimmen
»[...] irritierend und rührend zugleich. Lesenswert ist es in jedem Fall.«Bettina Baltschev, Deutschlandfunk, 08.07.2019»In "Römische Tage" gelingt es Strauss, das Rom der Antike und der Renaissance, in dem jeder Stein spricht, mit der Kapitale der Gegenwart zusammenzudenken, die vom Tourismus und von Straßenverkehr erstickt wird, im Müll und in der Korruption versinkt, in der die Ratten die Kanalisation erobert haben und in der man nicht alt oder krank sein möchte.«Wolfgang Papst, NZZ am Sonntag, 30.06.2019»Strauß [...] ist ein feinsinniger Beobachter, ohne jede Häme reflektiert er die Zustände und fragt nach größeren Zusammenhängen. [Er] liefert mit literarischen Mitteln ein politisches Bild Italiens - mit kraftvoller Stimme. Das macht das Buch lesenswert.«Hannah Friedrich, 3sat - Kulturzeit, 14.06.2019»Das Rombuch dieses Sommers«Sebastian Hammelehle, Der Spiegel, 15.06.2019»"Römische Tage" ist [...] ein sanfter Reigen, eine Folge von Begegnungen und festgehaltenen Momenten, angereichert mit viel eingestreutem Wissen über Roms Geschichte und Gegenwart.«Boris Pofalla, Die Welt, 22.06.2019»"Römische Tage" [ist ein] von einer existenziellen Erfahrung grundiertes Buch der Selbsterforschung. Wie in Strauß' Debüt wird auch hier viel gesehen, viel geredet [...] und vor allem viel empfunden. Letzteres unterscheidet Strauß' Schreiben auch von literarischer Meterware.«Stefan Gmünder, Der Standard, 22.06.2019»Unwillkürlich wird man bei der Lektüre von Simon Strauß "Römische Tage" an Bruce Chatwin erinnert, der Stimme seiner Generation in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Dem rastlos, souveränen und charismatischen Reisenden. So auch Simon Strauß. Wort- und sprachgewandt, schillernd und dabei durchaus widersprüchlich faszinieren die Aufzeichnungen durch ihren Erlebnisreichtum, ihren scharfen Beobachtungssinn und ihren historischen Bezug. Wo ließe sich das besser erleben als in der "Ewigen Stadt" Rom. Dass Simon Strauß junger Protagonist Quartier gegenüber Goethes Reisedomizil beziehen lässt, liegt daher nahe. Ein schönes, ein sehr lesenswertes Buch bei all der unsäglichen Belanglosigkeit die uns heute sonst umgibt.«Hubertus von Stolzmann, Eskom Partner, 30.06.2019
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Simon Strauß, geboren 1988 in Berlin, studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge. Er ist Mitgründer der Gruppe »Arbeit an Europa«. 2017 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer althistorischen Arbeit über Konzeptionen römischer Gesellschaft. Er lebt in Frankfurt, ist Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sein Erstlingswerk »Sieben Nächte« fand viel Beachtung bei Kritik und Publikum.
Produktinformation
Gebundene Ausgabe: 142 Seiten
Verlag: Tropen; Auflage: 1. (22. Juni 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3608504362
ISBN-13: 978-3608504361
Größe und/oder Gewicht:
11,6 x 1,7 x 19,5 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
3.7 von 5 Sternen
10 Kundenrezensionen
Amazon Bestseller-Rang:
Nr. 4.209 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
Simon Strauß stellt seinem zweiten Roman die Widmung "Für dich, Rom" voran, was eine Nähe und Verbundenheit ausdrückt, die der Autor dann allerdings nicht schafft zu transportieren. Im Gegenteil entsteht der Eindruck, als ob Strauss seinen eigenen, dreimonatigen Stipendiatenaufenthalt in der Ewigen Stadt in einer Art feuilletonistischem Essay hat verarbeiten wollen: in erster Linie sind es ganz oberflächliche Momentaufnahmen, gepaart mit wissend klingenden Anreicherungen besserer Reiseführer und tiefgründig klingenden Reflexionen über das Leben im Allgemeinen. Besonders verstören dabei die Teile, in denen das literarische Ich gleichsam hypochondrische Nahtod-Erfahrungen durchlebt. Eine Handlung hat der Roman nicht, vielmehr ist er eine Art Diarium eines nicht richtig vom Fleck kommenden Aufenthaltes in Rom, gegenüber der Casa di Goethe - dieser immer wieder hergestellte Bezug ist Teil einer zuweilen recht unerträglichen Hybris, denn nach ein paar Wochen in Rom, dabei den heißesten, in denen sich zwar den Gebäuden, nicht aber den Menschen der Stadt begegenen lässt, ist man noch lange kein zweiter Goethe.
Römische Tage ist ein kurzer Roman von Simon Strauß, in dem dieser einen mittelalten Mann nach Italien reisen lässt, wo der zufällig mit lauter Konservativen, Reaktionären und weiter Rechten zusammentrifft. Es ist eine dieser besonderen Unsitten deutschsprachiger Literatur, dass diese in Massen mittelalte bis alte Männer nach Italien reisen lässt, um dort irgendwelche Epiphanien zu erleben oder auch nicht (ich schrieb zuletzt zufällig gerade davon). Bodo Kirchhoff gründet sein ganzes Schreiben darauf, Hanns-Josef Ortheil einen Gutteil; das Italien Eugen Ruges ist mal Spanien, mal Mexiko, doch das Schema bleibt. Könnte es sein, dass den Reisenden deutschen Schriftsteller-Charakteren auch deshalb die lebensverändernde Erfahrung versagt bleibt, weil man in Italien auf nichts anderes mehr trifft, als auf reisende deutsche Schriftsteller-Charaktere?Ein didaktisches Buch mit AbsicherungNun also auch noch der junge Strauß. Der gefällt sich bekanntlich als Provokateur, und deshalb braucht seine italienische Reise, die ansonsten grob dem Schema folgt „Typ liest Goethe und wandelt auf dessen Spuren, ohne dass ihn Goethe oder dessen Spuren allzu sehr sehr interessieren würden“, noch ein mehr Salz in der Suppe. Was wäre für einen Autor, von dem uns nach seinem letzten Roman Sieben Nächte zahlreiche literarische Weggefährten versucht haben zu versichern, er sei jeglicher rechter Tendenzen unverdächtig, naheliegender, als ein Potpourri anti-europäischer, national-nostalgischer, katholisch-konservativer, antipluralistischer Gesprächspartner?Und so trifft das Strauß Alter-Ego diesmal unter anderem: Eine Restaurantbesitzerin, die den Faschismus quasi zur italienischen Natur erklärt, Zirkusdirektoren, die sich von der EU die Lebensgrundlage zerstört sehen, Wissenschaftler, die darüber jammern, dass junge Forscher sich nicht für Rom interessieren, weil man da keine Genderforschung betreiben kann, einen alten Kardinal, dem der jetzige Papst zu lasch ist, eine emanzipierte Kamerafrau, die selbstverständlich die EU hasst, einen jungen Kellner, der von der Bekanntschaft seines Großvaters mit Borchardt und Mussolini schwärmt, und einen Philosophen, der es wagt, sich auf einer liberalen Party gegen Abtreibung auszusprechen, und dafür von der gesamten Versammlung beinahe gewaltsam zur Entschuldigung genötigt wird.Nun bin ich kein Leser, der in seinen Büchern das eigene Weltbild bestätigt sehen möchte. Die Weltanschauung eines Autors ist keine Vorbedingung für das Gelingen eines Werkes. Ernst Jünger etwa stand sicherlich deutlich weiter rechts als FAZ-Autor Strauß, doch seine Romane Auf den Marmorklippen, Heliopolis, und Gläserne Bienen werde ich noch häufiger lesen. Die Straußsche Sentenzenparade dagegen ist vor allem auch ästhetisch eine ziemliche Zumutung, weil man ihr durchgehend anmerkt, dass sie einerseits durchweg auf die Botschaft getrimmt ist und nicht auf das Erzählen einer Geschichte, und andererseits der Autor die Botschaft immer gegen Kritik in Schutz zu nehmen versucht. Literarische Verfahrensweisen werden gerade so weit angewandt, dass man sich im Zweifelsfall noch zurückziehen kann: Das sage doch nicht ich, das sagen meine Figuren.Wenn alle das Gleiche sagen: Schein-PolyphonieSo entsteht bei Strauß dann eben auch keine echte Polyphonie, der man unterstellen könnte, die ja tatsächlich weit nach rechts gedriftete italienische Stimmung einfach einzufangen und zu ästhetisieren. Alle Gesprächspartner, auf die der Protagonist trifft, beten eine Variante des gleichen Sermons herunter. Was derweil als Gegenrede angeführt werden könnte, wird höchstens kurz referiert, und dann eigentlich immer mit leicht lächerlichem Einschlag: „Tag der offenen Tür bei den Maltesern: Ein paar Militärs stehen in der Sonne, eine italienische Gewerkschaftsführerin bleibt dicht am Buffet, der deutsche Fernsehkorrespondent fällt seiner aufgeregten Frau dauernd ins Wort und zupft nervös an seinem Einstecktuch. Zusammenhalt, Europa, offene Zukunft, sagen die Diplomaten und kratzen sich am Kopf. Hin- und hergerissen wenden sie den Hals unschlüssig von rechts nach links wie bei einem Tennismatch.“Und auch die wahrgenommene Wirklichkeit, etwa vor dem Parlament, bestätigt das Bild einer internationalen Politikerkaste, die das eigene Volk nach Strich und Faden verarscht: „Vor dem Parlament zeigen sich die Abgeordneten gegenseitig ihre Prada-Einkäufe. Die Sonnenbrillen verspiegelt, das Jackett über die Schulter gehängt. Schlendernder Gang in Mokassins, barfuß natürlich, frohen Mutes wirken sie, diese Landesvertreter, so gelassen, wie sie in ihre Kammer hineinspazieren. (…) Nur der Parlamentspräsident hört müde zu, all die anderen schauen auf ihre Aktienkurse. Später wird über Subventionen für Erdbebenregionen abgestimmt. Die Debatte interessiert niemanden, nur wenn das Wort votazione fällt, also Abstimmung, wird es plötzlich ganz still, schauen alle von ihren Bildschirmen auf und lassen sich von ihrem Fraktionschef das gewünschte Wahlverhalten anzeigen (…)“Und all das bestätigt zudem auch noch zufällig die Haltung, die der Protagonist selbst in nachdenklichen Momenten an den Tag legt: „Und Deutschland dagegen? Atmet durch zwei unterschiedliche Masken. Herzrhythmusstörungen auch hier. Ost und West sind nach wie vor wegweisende Kategorien, die Steuer schreibt die Geschichte. Vor der Nation zucken die Verwalter zusammen, reden lieber von Menschen als von Bürgern und halten bei Auschwitz den Atem nicht mehr an. Strategien machen die Ordnung, Beratung ersetzt das Gespräch, behauptete Eigenheit übertrumpft kritische Empfindung.“Wie schon über den ersten Roman des jungen Strauß lässt sich über den zweiten immerhin sagen, dass der Autor sich kurz fassen kann, und auf die heideggereske Neologistik der Jünger-Jünger Strauß Senior, Mosebach, Lewitscharow u.a. verzichtet. Das macht Römische Tage mit Leichtigkeit und an einem Tag lesbar. Als Grund, sich die Zeit nehmen, fällt mir allerdings einmal mehr nur ein, dass man vielleicht auch in der kommenden Strauß-Debatte ja wieder mitreden möchte. Viel Spaß dabei.
Rom ist seit Anbeginn ein Sehnsuchtsort. Die urbs aeterna, zu der alle Wege führen, lockt und lockte Geistesgrößen wie Touristen aus aller Welt. Hier kann man noch Geschichte atmen. So verwundert es nicht, dass auch der Autor für zwei Monate dem Zauber der italienischen Hauptstadt erlegen ist. Simon Strauß wohnt während seines Aufenthalts in direkter Nähe zur Casa di Goethe. Den promovierten Altertumswissenschaftler interessieren aber nicht nur die Ruinen der römischen Antike, sondern er studiert und spricht auch mit den jetzigen Bewohnern Roms. Dabei begegnet er mehrfach den unschönen Seiten der einst prachtvollen Metropole. Ob Müllberge, perspektivlose junge Erwachsene, Flüchtlingscamps oder die korrupte Politik, Roms heutiges Antlitz ist alles andere als perfekt. Und wer von der jungen Generation kennt die antiken Helden, Politiker und Philosophen überhaupt noch? Dem morbiden Zauber längst vergangener Tage erliegt vor allem der Autor selbst. Auf der Stelle verliebt er sich in Rom und streift umher, um ein Stück weit auch sich selbst zu finden. Diese Sinnsuche kennt der geneigte Leser bereits aus Strauß' Debütroman "Sieben Nächte". Strauß fragt sich, in welche Zeit er gehört, während er sich seiner eigenen Endlichkeit stets bewusst ist. Hierbei neigt er zur Hypochondrie und Panikattacken. Letztendlich merkt man dem 142-seitigen Buch Strauß' feinsinniges Gespür für Land und Leute an. Er versucht, Rom in vollen Zügen zu erleben. Philosophen und Romschwärmer, wie Wittgenstein oder Goethe, kommen zu Wort. Poetisch und kenntnisreich beschreibt Strauß das Heute, das nicht ohne das Gestern auskommt. Noch ein Wort zum Cover: Der Kopf des sog. Barberinischen Fauns wurde farblich effektvoll inszeniert und hat mich sofort neugierig gemacht.FAZITDie richtige Lektüre für Romliebhaber. Belletristisch leicht.
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